Lami tenda
Lami sui
Newa lemigo
Ju häme
Mei leikomli
Endai lajuso
Lami tenda
Lami ru
Oumai dwimufil
Vomai dalin
Eilaju
Ändai osejwil
Adam Holzapfels Version von ›Love me Tender‹
Hätte der Wald einen Lautstärkeregler und stünde der auf zehn, das Getöse wäre nicht zu ertragen, so jedoch spricht man von der friedlichen Waldstille. Seine Brutalität ist also nur verdrängt, ruhiggestellt. Es ist früh am Morgen, noch hält der Nebel die Umgebung gefangen, aber nicht mehr lange, da drüben im Osten gibt er sie schon frei. Ein schwerer Duft von feuchter Erde, Bärlauch und Pilzen hängt in der Luft. Mutter Natur, die alte Jungfer, streichelt sich selbst.
Die beliebtesten Gerüchte über die Waldschwestern
Jede Freiheit wurde zur Gewohnheit und schließlich zum Zwang. Und so dachte auch der Felsenreiter mit der Zeit die ältesten Fragen der Menschheit: ›Ist das alles?‹ ›Warum ich, Herr?‹ Wir kennen das, wissen, dass die Antworten des Herrn zumeist ausbleiben oder aber ›Ja‹ und ›Einfach so‹ lauten.
Die Zukunfts- oder Endzeitszenarien der Romanautoren und Filmschaffenden der vergangenen Jahrhunderte waren in der einen oder anderen abgeschwächten Form Wirklichkeit geworden – ein Fakt, der niemals wirklich diskutiert oder ernstgenommen worden war. Dabei wäre nicht der seherische Aspekt interessant gewesen, sondern die Frage, inwieweit die Fantasie des Menschen seine Zukunft zu programmieren imstande ist. Was früher auf Bildschirmen als ästhetisch cool gegolten hatte, war als Wirklichkeit nur traurig und brutal. Die Kerne der Städte waren noch dicht besiedelt, die Vorstädte und Randbezirke lagen brach, verlassen, zerstört, liegengelassene Artefakte der Zivilisation, von halbstarken Banden, patriarchalen oder matriarchalen Clans regiert. Flora und Fauna eroberten uralte Territorien zurück. Die Uhren waren zurückgedreht, weit zurück, sie tickten ihren ewigen Rhythmus, der die Tage schluckte wie der Bach die Wellen.
Mutter Natur denkt über sich selbst nach. Und jetzt hat sie eine Erkenntnis: Sie ist gar keine Mutter. Die Mutter wurde ihr angedichtet, umgehängt wie eine bleischwere Kette, ein verlogener Friedenspreis oder ein lächerliches Verdienstkreuz. Greift sie da Steine in ihrer Manteltasche? Und ist das warmes Wasser zwischen ihren Zehen? Das Moos wird nass und nässer, jetzt umspielt schwarze Schmiere ihre Knöchel. Wurde sie ins Moor geschickt, in den Sumpf gestoßen, verbannt? Nein, sie hat doch gar keine Füße, sie ist die Natur selbst. Sie ist alles, sie ist Gott.
Herrje, sie muss sich zusammenreißen! Die verhassten Panikattacken lassen sich nicht kontrollieren, die dunklen, quälenden Träume machen, was sie wollen. Zwar erkennt sie, wenn sie um sich blickt, ihre eigene Schönheit und die der Welt, nie war sie verschwenderischer, üppiger oder wilder, aber etwas in ihr verweigert das Gute, tendiert zum Drama. Der Magnetismus des Endes, des großen Untergangs. Irgendetwas, das spürt sie, ist passiert.
Lesungen / Konzerte / Termine
22.07.23 Salzburg / Festspiele / Marionettentheater / Lesung / Konzert
Sarah Viktoria Frick & Bernhard Moshammer »Die Holzapfel Schwestern«
Bernhard Moshammer, geboren 1968, ist Schriftsteller und Musiker. Er spielte als Bassist in Bands, war Verkäufer im Handel, seit 2012 macht er Musik fürs Theater (u.a. mit Simon Stone, David Bösch, Leander Haußmann / Claus Peymann, Nicolas Brieger oder Peter Wittenberg), daneben veröffentlichte er unter seinem bürgerlichen Namen oder als Börn mehrere CDs.
DIE HOLZAPFEL SCHWESTERN ist sein sechster Roman. Er singt das Lied der menschlichen Natur (Spoiler: es ist kein Wiegenlied). Er erzählt von Frauen im Wald, von Menschen, die sich um sich selbst kümmern und niemandem vertrauen, von einer unregulierten Welt, in der das Gesetz des Stärkeren regiert. Nach einem Kollaps ist der Westen auf ein Niveau der Vergangenheit zurückgeworfen. Mitten im Wald führen die Schwestern, Maria und Regina Holzapfel, ein karges Leben fernab jeglicher Zivilisation zwischen Überlebenskampf und archaischer Religiosität. Als ihre Halbschwester Sarah hochschwanger zu ihnen stößt und den kleinen Adam zur Welt bringt, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Adams Vater, der Zuhälter Felsenreiter, entführt den Fünfjährigen, um ihm ein Leben in der Stadt zu ermöglichen, wo der Bub von den Mädchen der ›Sunshine Bar‹ erzogen wird. Die Holzapfelschwestern verlassen den Wald, um nach ihm zu suchen, aber sie passen nicht in die ihnen fremde Welt. Als Adam seine Bezugspersonen nach und nach verliert, wird seine Sehnsucht nach dem Wald und seiner Familie immer größer.
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